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Salat – Asketen-Speise oder Paradies-Gericht?

Abendvortrag mit Karl Steinmetz
06.07.2017, 18:30, GEWI Sitzungszimmer
Eintritt frei!

Abstract:
Der Salat gehört mit zu den spannendsten Gerichten der europäischen Ernährungsgeschichte, das bisher allerdings selten erforscht wurde: Die biblische Schöpfungsgeschichte propagiert den Salat als die typische Ernährung des Menschen im Paradies. Medizinische Texte votierten hingegen eindeutig gegen den Verzehr roher Speisen, weil der Verdauung abträglich – eine Dialektik, welche verschiedene Zubereitungsstrategien in Sachen Salat ausgelöst hat. Der kleine ernährungsgeschichtliche Rundgang zwischen mittelalterlichen Texten und dem berühmten barocken Salattraktat ‚Acetaria. A discourse of Sallets’ von John Evelyn aus dem Jahre 1699 zeigt, wie verschieden man den Salat interpretierte, mischte, zubereitete und sich schmecken lies: als kulturkritische Asketenspeise der Eremiten, als Alltagsspeise und Selbstversorgung der Armen, als mittägliche Zuspeise in den Klöstern, als beinahe mikro-makro-kosmische Komposition im Rahmen der barocken Speisefolge. Auf dem Hintergrund dieser Salatgeschichte lassen sich auch heutige Salatdiskurse neu konturieren und positionieren.

 


PD Lic. Dr. habil. Karl Steinmetz hat Theologie, Philosophie, Mittelalterliche Geschichte, Medizingeschichte und Erwachsenenbildung studiert und als DFG-Stipendiat promoviert. Er war Gastdozent in Neuseeland, Stipendiat des ‚Instituts für Europäische Geschichte’ in Mainz, Dozent an der ‚Hochschule für Philosophie’ der Jesuiten in München, Assistent am ‚Martin-Grabmann-Institut’ der LMU München und Assistent am ‚Institut für Spiritualität’ der Universität Wien. Seit Abschluss seiner Habilitation hat Karl Steinmetz die ‚Venia legendi’ für Spiritualitätsforschung. Seit 2010 spezialisiert er sich auf die Erforschung der Traditionellen Europäischen Medizin (TEM); er ist Gründer und Leiter des Instituts für Traditionelle Europäische Medizin in Wien.