Kochrezepttexte für jüdische Speisen
Der Blog Feast of the Centuries stellt (unkommentiert) jüdische Rezepte aus einer anonym verfassten, andalusischen Kochrezepttextsammlung (hier gibt es ein umfangreicheres PDF) vor. Die Übersetzung wurde von Charles Perry unter Zuhilfenahme privater Übersetzungen, die im SCA Wirkungskreis entstanden sind, angefertigt.
Für die deutschsprachigen Kochrezepttexte kann kein explizit den jüdischen Speisegewohnheiten zugeordnetes Rezept nachgewiesen werden. Im Kochbuch des Meister Hans1 aber wird ein Rezept überliefert, das die Zubereitung von masannczen (Mhdt. matze, masanze, matzenkuoche) beschreibt, was laut Trude Ehlert2 und Eva Hepp3 mit dem jüdischen Gebäck ‘Matze’ gleichgesetzt werden kann:
Von gepachen Masannczen Item / wöllen wir hab[e]n pach[e]n masanncz[e]n [85r] So nym kaeß, vnd reib den klain vnd / nym ayer darein, vnd thue sy auf / ein plat vnd ein wenig gewürcz / wiltu es gell mach[e]n, So thue saffran / daran, vnd lass es pach[e]n.
(Basel, Öffentliche Bibliothek der Universität, A.N.V. 12; fol. 84 v- 85 r; Ehlert 1996, Nr. 214)
Ehlertübersetzt: “Ebenso Matzen: wollen wir gebackene Matzen haben, so nimm Käse, reib den fein, und nimm Eier dazu, und tu sie auf ein Teigblatt mit etwas Gewürz. Willst du es gelb machen, so tu Safran daran. Und laß es backen.”4
Vergleicht man aber die Zubereitungsbeschreibung aus Wikipedia mit dem vorliegenden Rezept kommen Zweifel auf: Die Übereinstimmung der Gerichte kann hier wohl nur in der optischen Form des Gebäcks (i.e. flache Gebäckstücke) denn in den Zutaten zu suchen sein. Um wirklich Gewissheit zu erlangen, müsste die Bedeutungsentwicklung dieser Speisebezeichnung näher untersucht werden, denn auch in den Nachträgen zum Handwörterbuch von Lexer und im Rheinischen Wörterbuch werden Belege angeführt, die auf einen breiteren Bedeutungsumfang des Wortes schließen lassen.
- Maister hannsen des von wirtenberg koch. Hrsg. v. Trude Ehlert. Mit Transkription, Übers., Glossar und kulturhist. Kommentar. Frankfurt: Tupperware 1996. ↩
- Ebda, S. 327. ↩
- Eva Hepp: Die Fachsprache der mittelalterlichen Küche. Ein Lexikon. In: Kulturgeschichte der Kochkunst. Kochbücher und Rezepte aus zwei Jahrtausenden. Mit einem lexikalischen Anhang zur Fachsprache. Hrsg. v. Hans Wiswe. München: Moos 1970, S. 213. ↩
- Ehlert, S. 300-301. ↩